Jan

  • BSc Mechatronik/Robotik
  • Eindhoven, Niederlande
  • Auslandssemester
  • Fontys University of Applied Sciences
  • Sommersemester 2024/2025
Wie haben Sie sich auf Ihren Auslandsaufenthalt vorbereitet? Welche praktischen Vorkehrungen haben Sie vor dem Austausch getroffen?

Zuerst habe ich mithilfe der Liste an Gasthochschulen, die die FH bereitgestellt hat, die Fontys University of Applied Sciences in Eindhoven, Niederlande herausgesucht. Um mich für das Auslandssemester vorzubereiten, habe ich natürlich wie jeder professionelle Auslandsstudent versucht, mir die dortige Muttersprache mit Duolingo anzueignen, aber sind wir uns mal ehrlich: hab eh die ganze Zeit nur English gesprochen, also war das dann egal. Hab mir ein WG-Zimmer mit der Hilfe der dortigen Fachhochschule organisieren können – das International Office der Receiving Institution kümmert sich sehr gut darum, dass du eine Unterkunft bekommst, auch wenn die Bestätigung, dass ich wirklich ein Zimmer bekomm, sehr spät angekommen ist. Doch bevor ich die Reise angehen habe können, musste ich mich mit der langatmigen Bürokratie, was ein Auslandssemester mit sich bringt, herumschlagen.

Wie wurden Sie von der Gastinstitution begrüßt?

Also es gab ein Event für Erstsemester, aber zu dem bin ich nicht gegangen, weil ich vor Semesterstart mit meinem Vater in die Niederlande gereist bin und mit ihm eher die Zeit verbracht hatte, als zu dieser Einführung zu gehen. Hat mir aber nicht wirklich geschadet, muss ich sagen. Der Einstieg in das Semester war sehr einfach und, da ich immer zum selben Engineering Standort musste, auch nicht sehr abwechslungsreich. Alles entspannt.

Wie war das Studium an der Gasthochschule?

Ich habe am Minor Adaptive Robotics teilgenommen. Das heißt, ich war in einer Klasse bestehend aus Student:innen von verschiedenen technischen Studiengängen. Es gab Mechatroniker:innen, Electronic Engineering, Software Engineering und Automotive Student:innen. Der Hauptfokus lag auf praktische Projekte, an denen wir in Gruppen arbeiten sollten. Um diese Projekte herum, gab es Classes über Principles of Robotics, Hardware Abstraction, Vision, Safety und ROS. Wir waren immer im selben Laborabteil des Engineering Gebäudes der Fachhochschule. Dieses Laborabteil hatte unzählige 3D-Printer, Unmengen an Werkzeug, Bildschirme für den Unterricht und einen riesigen Metall- und PLA-Printer, die wir aber nicht benutzen durften. Außerdem gab es Ausstattung für Pneumatische Projekte, die wir für unser letztes Projekt verwenden haben.

Wie würden Sie das Land, die Kultur und die Freizeitaktivitäten beschreiben, die Sie während Ihres Auslandsaufenthaltes erlebt haben?

Also, auch wenn Eindhoven (200.000 Einwohner) um einiges kleiner als Wien ist, konnte man trotzdem einiges unternehmen. Kino, schwimmen, spazieren, Team-Sport, und natürlich Radfahren. Man kennt zwar von der Niederlande, dass es für Radfahrer:innen gut ausgebaut ist, aber, wenn man endlich dort ist, erkennt man, wie viel schneller, sicherer und verlässlicher man von A nach B kommt. Ich bin also jeden Tag, egal wohin, mit dem Rad gefahren. Und es gibt auch einen super schönen Park namens ‘Philips de Jongh park’, in dem ich viel von meiner Freizeit verbracht habe.

Über die Zimmer-/Wohnungssuche und Unterkunft

Die Gasthochschule hat immer wieder nachgefragt (über E-Mail), ob man Unterstützung bei der Wohnungssuche braucht. Diese Hilfe habe ich liebend gern angenommen, weil es sonst leider relativ schwierig ist, eine ausreichend gute Wohnung / ein ausreichend gutes WG-Zimmer für einen vernünftigen Preis zu finden. Letztendlich, konnte Fontys (Gasthochschule) mit ‘Vestide’ ein 13m² WG-Zimmer bereitstellen, von welcher ich 10min mit dem Fahrrad ins Zentrum und 20min zur Engineering Abteilung brauchte. ‘Vestide’ ist eine auf Studierende in Eindhoven (und anderen Orten) spezialisierte Wohnungsabteilung von ‘Woonbedrijf’. Sie bieten preiswerte Zimmer und Apartments an, für welche man sich normalerweise (also ohne Organisation der Schule) bewerben müsste.

Welche finanziellen Vorkehrungen haben Sie getroffen? Wie hoch waren die Lebenserhaltungskosten im Schnitt?

Also für mein WG-Zimmer musste ich monatlich ca. 518€ zahlen (Strom und Gas inbegriffen). Die Lebensmittel sind etwas teurer als in Wien, aber solange man smart einkauft und selber kocht, geht das schon klar (200€ +/- 50€ im Monat). Essen gehen, sei es in Restaurants oder Imbiss, sind übertrieben teuer gewesen. Davon würde ich abraten. Ich persönlich habe die Erasmus+ Förderung in Anspruch genommen, arbeite nebenbei und habe Taschengeld von meinen Eltern erhalten. Ich hatte in dem Sinne Glück, eine ‘relativ’ günstige Wohnung zu haben, sodass ich dieses Semester gut über die Runden gekommen bin, obwohl ich währenddessen meine Wohnung in Wien auch bezahlen musste.

Welche neuen Fähigkeiten und Qualitäten haben Sie erworben?

Mein Englisch hat sich auf jeden Fall verbessert. Ich finde, ich bin auch viel offener und selbstbewusster geworden, was ‘neue Leute kennenlernen’ angeht. Außerdem wurde mir klar, wie viel mehr ich mich anstrengen und engagieren muss, um in meinem Fachgebiet erfolgreich zu sein. Ich hab in diesem Auslandssemester sehr viele unglaubliche Studenten kennengelernt, die in ihrer Freizeit an beeindruckenden Projekten arbeiten und so ein breitgefächertes Wissen haben. Ich habe gemerkt, wie weit ich hinterherhänge und, dass ‘einfach nur dem Curriculum folgen’ nicht reicht. Ich habe mir dank dieser Erfahrung neue Ziele gesetzt.

Wie haben sich Ihre Werte und Einstellungen während Ihres Auslandsaufenthaltes verändert?

Ich schätze, ich kann für diese Frage auf meine letzte Antwort referenzieren. Aber im Grunde: Ich habe in diesem Semester die Chance bekommen, an einigen kleinen und einem großen Projekt mitzuwirken. In dieser Zeit bin ich immer wieder auf Themen gestoßen, die mir fremd und unklar waren. Solche Projekte fordern eine Person heraus, ob man sich das Fehlen von Wissen eingestehen kann und daraus sich weiterentwickeln und lernen kann, oder ob man aufgibt. Ich habe mich dazu entschieden, daraus zu lernen. Somit konnte ich mir viel neues Wissen aneignen, das mir hoffentlich im späteren Verlauf meiner Karriere weiterhelfen wird.

Was war im Rückblick die größte Herausforderung bei der Vorbereitung auf oder während Ihres Auslandsaufenthaltes?

Vor dem Auslandssemester war eine Herausforderung sicherlich mit der Bürokratie klarzukommen. Es kann sein, dass ich es ein bisschen überdramatisiere, aber ich persönlich mochte diesen Teil gar nicht. Während des Semesters aber, einer der größten Herausforderungen war es, sich bei praktischen Projekten nicht komplett nutzlos zu fühlen. Viele der dortigen Studienkollegen:innen sind schon so weit voraus (die meisten waren immerhin auch schon im 6. Semester) und wussten von Anfang an, wie bestimmte Teile des Projekts gemacht gehören, sodass es oft schwierig war, sich zu trauen, seinen Beitrag zu leisten (ich hoffe, das war verständlich ausgedrückt). Eine andere Herausforderung war: Wenn man der einzige Ausländer in einer Projektgruppe war, kam es oft vor, dass die ganze Zeit niederländisch gesprochen wurde. Vielleicht haben sie es einfach vergessen, dass ich kein niederländisch sprechen kann, aber das führte dann auch oft dazu, dass ich mich ein bisschen ausgeschlossen gefühlt habe.

Was war Ihre positivste Erfahrung während Ihres Auslandsaufenthaltes?

Ich konnte viele interessante und beeindruckende Student:innen kennenlernen und mit ihnen über Robotik und andere technische Themen ‘geeken’. Ich habe mich super mit meinem Mitbewohner, der ursprünglich aus Griechenland kommt, verstanden, den ich dann auch im August in seiner Heimat besuchen werde. Ich konnte an einigen Projekten arbeiten und viel praktische Erfahrung sammeln, was mir auch das eine oder andere mal die Augen geöffnet hat, wie viel es noch zu lernen gibt. Aber an sich, freue ich mich am meisten über meine persönliche Entwicklung in diesen wenigen Monaten. Ohne dieses Semester hätte sich an meinem Engagement wohl nicht wirklich etwas geändert.