Manpreet
- BSc Wirtschaftsinformatik
- Rovaniemi, Finnland
- Auslandssemester
- Lapland University of Applied Sciences
- Wintersemester 2025/2026

Wie haben Sie sich auf Ihren Auslandsaufenthalt vorbereitet? Welche praktischen Vorkehrungen haben Sie vor dem Austausch getroffen?
Die ersten Informationen erhielt ich von einem Freund, der ein Jahr zuvor als Auslandsstudent in Rovaniemi war. Er informierte mich über Unterkunft, Universität, Fächer, Stadt und Einkaufsmöglichkeiten.
Zur Vorbereitung auf den Winter kaufte ich mir winterfeste Schuhe, eine Jacke und Thermounterwäsche, die bei Temperaturen unter −20 °C essenziell waren. Trotz der Kälte war der Winter überraschend gut auszuhalten, dennoch ist winterfeste Kleidung sehr wichtig.
Die weitere Planung erfolgte gemeinsam mit meinen mitreisenden Freunden, insbesondere bezüglich Flug und Unterkunft.
Wie wurden Sie von der Gastinstitution begrüßt?
In den ersten Tagen fanden mehrere Präsentationen mit allen Auslandsstudierenden zu unterschiedlichen Themen statt. Dabei erhielten wir viele wichtige Informationen, unter anderem zu behördlichen Formalitäten, die vor Ort erledigt werden mussten, um den Aufenthalt offiziell zu bestätigen.
Zusätzlich bekamen wir als Studierende eine Essenskarte, mit der man in ausgewählten Lokalen und Restaurants in ganz Finnland vollständige Mahlzeiten für nur 2,95 € erhält. Insgesamt wurden viele hilfreiche Informationen, Ideen und Tipps vermittelt, die für den Aufenthalt sehr nützlich waren.
Darüber hinaus gab es ein Kennenlern-Treffen mit anderen Studierenden sowie einen gemeinsamen Ausflug in den Ranua Wildlife Park, bei dem wir lokale Wildtiere sehen und Zeit mit anderen internationalen Studierenden verbringen konnten.
Insgesamt fühlte ich mich von der Gastinstitution sehr gut begrüßt und informiert.
Wie war das Studium an der Gasthochschule?
Den Studienplan muss man, anders als am FH Technikum selbst erstellen, indem man die gewünschten Kurse auswählt. In der Orientierungswoche, also etwa eine Woche vor Unterrichtsbeginn, erhält man den finalen Stundenplan.
In unserem Fall gab es zunächst das Problem, dass sich rund zehn Kurse zeitlich überschnitten. In Absprache mit unserer Ansprechperson sowie dem Studiengangsleiter konnten wir jedoch alternative Kurse auswählen und den Studienplan innerhalb der Orientierungswoche problemlos anpassen. Dadurch hatten wir letztlich keine Überschneidungen, was für den Studienverlauf sehr wichtig war.
Die Studieninhalte, insbesondere im Bereich Deep Learning, waren äußerst interessant. Der Professor war sehr kompetent und vermittelte sein Fachwissen auf eine angenehme und motivierende Art. Auch die anderen Lehrveranstaltungen waren interessant, jedoch insgesamt nicht besonders anstrengend oder anspruchsvoll. Es mussten zwar Aufgaben erledigt werden, dafür gab es kaum bis keine Prüfungen.
Wie würden Sie das Land, die Kultur und die Freizeitaktivitäten beschreiben, die Sie während Ihres Auslandsaufenthaltes erlebt haben?
Das Land wirkt insgesamt eher zurückhaltend, und die lokalen Leute sind meist für sich. Zu Beginn sind sie gegenüber fremden Menschen nicht besonders offen, was sich jedoch mit der Zeit ändern kann. Persönlich hatte ich nicht sehr viel Kontakt zu Einheimischen, da wir als Gruppe vieles gemeinsam unternommen haben.
In unserer Freizeit verbrachten wir die Zeit meist zusammen, indem wir gemeinsam für alle kochten, Winterwanderungen unternahmen oder in den Herbstferien für eine Woche nach Helsinki und Tallinn reisten. In Rovaniemi gibt es zudem viele Aktivitäten, die allerdings nicht besonders kostengünstig sind, wie etwa Huskyschlittenfahrten oder Schneemobil-Touren.
Weitere regelmäßige Aktivitäten waren zum Beispiel das wöchentliche Lagerfeuer am See mit anderen Studierenden oder gemeinsames Nordlichter-Hunting. Zusätzlich werden viele weitere Veranstaltungen über die Kide.app vom Erasmus Student Network (ESN) sowie von der ROTKO Studienorganisation organisiert.
Über die Zimmer-/Wohnungssuche und Unterkunft
Die Wohnungssuche war nicht besonders schwierig. Für das Wintersemester meldet man sich bereits Mitte Mai für eine Unterkunft in Uni-Nähe (z. B. Eero, Lauri oder Timo) an. Die Anmeldung erfolgt über https://www.das.fi/en und die Miete liegt bei etwa 350 € pro Monat.
Je früher man sich anmeldet (nachdem man eine E-Mail erhalten hat), desto höher sind die Chancen auf eine bessere und näher an der Universität gelegene Wohnung, was sehr vorteilhaft ist. Die Anmeldung erfolgt über ein Formular und ist unkompliziert; in der Regel erhält man etwa eine Woche später eine Wohnungszusage.
Internationale Studierende bekommen stets eine möblierte Wohnung. Diese beinhaltet ein Bett (nicht besonders bequem), einen Schrank, einen Tisch, einen Ablagetisch sowie eine Küche mit Kühlschrank, jedoch ohne Küchenutensilien. Insgesamt ist dies eine sehr gute und günstige Wohnmöglichkeit, auch wenn die Wohnungen leider manchmal nicht ganz sauber von den Vormietern hinterlassen werden.
Welche finanziellen Vorkehrungen haben Sie getroffen? Wie hoch waren die Lebenserhaltungskosten im Schnitt?
Besondere finanzielle Vorkehrungen waren nicht notwendig, da ich über ausreichende Ersparnisse verfügte und zusätzlich Unterstützung durch Erasmus sowie Studienbeihilfe erhielt. Dadurch gab es in finanzieller Hinsicht keine Probleme.
Die monatlichen Kosten variieren je nach Person, liegen aber meiner Einschätzung nach bei etwa 800–1.000 € pro Monat. Höhere Ausgaben entstehen vor allem durch häufiges Essen gehen oder zusätzliche Reisen, da Restaurants in Finnland vergleichsweise teuer sind.
Die Preise im Supermarkt sind insgesamt sehr ähnlich zu Österreich: Manche Produkte sind günstiger, andere teurer, im Durchschnitt jedoch vergleichbar. Empfehlenswert sind vor allem Lidl und insbesondere Prisma, ein sehr großer Supermarkt der in etwa mit Walmart vergleichbar ist und alles bietet.
Haben Sie Tipps was noch zu beachten ist?
Diese Website ist sehr wichtig, wenn man in Rovaniemi oder generell in ganz Finnland essen gehen möchte:
https://www.compass-group.fi/en/ravintolat-ja-ruokalistat/
Dort sind alle Partnerrestaurants gelistet, bei denen man mit der Essenskarte aus der Orientierungswoche vollständige Mahlzeiten um 2,95 € erhält.
Für die Wohnungsanmeldung ist folgende Website entscheidend:
https://www.das.fi/en
Zusätzlich empfiehlt es sich, die Suomi 112 App für Notfälle herunterzuladen, eine Polarlicht-App für das Nordlichter-Hunting (Indizes) zu nutzen sowie die Kide App für Aktivitäten und Veranstaltungen.
Welche neuen Fähigkeiten und Qualitäten haben Sie erworben?
Meine Sprachkenntnisse haben sich nicht wesentlich verbessert, da der Unterricht sowie die Kommunikation mit anderen Personen überwiegend auf Englisch stattfanden und auch im Alltag meist Englisch gesprochen wurde. In Englisch konnte ich zwar Verbesserungen erzielen, jedoch nicht in Finnisch (Suomi).
Wie haben sich Ihre Werte und Einstellungen während Ihres Auslandsaufenthaltes verändert?
Während meines Auslandsaufenthaltes haben sich meine Werte und Einstellungen vor allem in Bezug auf Offenheit, Selbstständigkeit und interkulturelles Verständnis weiterentwickelt. Der Kontakt mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen hat meinen Blick für verschiedene Lebensweisen geschärft und meine Toleranz sowie Anpassungsfähigkeit gestärkt. Zudem habe ich gelernt, selbstständiger zu sein und mich um Dinge zu kümmern, die nicht immer selbstverständlich sind.
Was war im Rückblick die größte Herausforderung bei der Vorbereitung auf oder während Ihres Auslandsaufenthaltes?
Ehrlich gesagt gab es keine größeren Herausforderungen, abgesehen davon, dass man anfangs vieles selbst organisieren musste. Sobald man jedoch eine Unterkunft hat, geht alles recht schnell. Eine Unterkunft ist dabei definitiv das Wichtigste. Danach läuft vieles unkompliziert und insgesamt sehr entspannt ab.
Was war Ihre positivste Erfahrung während Ihres Auslandsaufenthaltes?
Meine positivste Erfahrung während des Auslandsaufenthaltes war die viele gemeinsam verbrachte Zeit mit Freunden, sowohl in Rovaniemi als auch bei Reisen in andere Städte wie Helsinki und Tallinn. Diese Erlebnisse haben den Zusammenhalt und die Freundschaften deutlich gestärkt. Zudem war es sehr bereichernd, selbstständiger zu werden und für mehrere Monate in einem anderen Land zu leben.

