Tim

  • MSc AI Engineering
  • Bangkok, Thailand
  • Auslandssemester
  • King Mongkut´s University of Technology Thonburi
  • Sommersemester 2024/2025
Wie haben Sie sich auf Ihren Auslandsaufenthalt vorbereitet? 

Die Vorbereitungen waren relativ mühsam. Das hat vor allem daran gelegen, dass für den Studiengang AI Engineering die Möglichkeiten außerhalb Europas relativ eingeschränkt waren und die Semester in Thailand zeitlich eigentlich nicht wirklich mit unseren Semestern vereinbar waren. Daher war recht viel Geduld und Kommunikation mit der Studiengangsleitung und den international offices der FH und der potentiellen Partneruniversitäten notwendig. Im Endeffekt ist aber alles sehr gut gelaufen und wir haben eine gute Lösung für mich gefunden – nämlich im 4. Semester verspätet anzureisen, da ich da sowieso nur an der Masterarbeit arbeiten musste und keine Kurse mehr benötigt habe.
Es hat sich wirklich ausgezahlt dranzubleiben und ich kann es definitiv allen empfehlen, die über so eine Erfahrung nachdenken.

Welche praktischen Vorkehrungen haben Sie vor dem Austausch getroffen?

Ich musste lediglich einen Flug buchen, die entsprechenden Impfungen auffrischen und online ein Non-ED Visum beantragen. Und mich um spezifische Medikamente kümmern, bei denen ich nicht riskieren wollte, sie notfalls nicht vor Ort zu finden.

Davon abgesehen würde ich mir nicht zu viele Gedanken machen, da man in Thailand ohne Probleme alles bekommen kann, was man so braucht. Abgesehen von einem internationalen Führerschein. Den ich zwar nicht hatte, aber auch nie gebraucht. Aber macht bestimmt Sinn den zu besorgen, da er nicht viel kostet und es glaube ich nicht wirklich möglich ist, den außerhalb Österreichs zu bekommen.

Wie wurden Sie von der Gastinstitution begrüßt?

Soweit ich mich erinnere gab es zum Semesterstart eine kleine Willkommensveranstaltung. Da ich aber noch meine letzten Prüfungen im Wien absolvieren wollte, bin ich erst zwei Wochen nach Semesterstart in Bangkok angekommen. Am Tag nach meiner Ankunft bin ich zum ersten Mal an die Uni gefahren und habe meine Betreuerin kennengelernt. Da ich keine Lehrveranstaltungen besuchen sollte, hat sie soweit ich das verstanden habe einen Studenten beauftragt sich informell um mich zu kümmern. Sowohl er, als auch viele seiner Kollegen waren ausgesprochen nett, zuvorkommend, hilfsbereit und haben sich tatsächlich während meines gesamten Aufenthalts so gut es ging um mich gekümmert. Sprachlich war es aber etwas herausfordernd.

Ansonsten wurde ich auch zu einem Thailändisch Crashkurs eingeladen und kurz darauf zu ein paar zum Teil mehrtägigen Ausflügen mit einem Mix aus Austauschstudierenden und einheimischen.

Über die Zimmer-/Wohnungssuche und Unterkunft

Das International Office der Uni in Bangkok hat mir ein Zimmer in einem Studentenheim organisiert. Sie hatten vor der Anreise aber mehrere Empfehlungen. Das Zimmer war nicht schlecht und auch relativ günstig (inkl allem waren es knapp unter 300€ im Monat), aber es war wie die Universität selbst am südlichen Stadtrand und eher spärlich ausgestattet (Bett, Kasten und ein langer Tisch mit 2 Sesseln). Dafür gab’s einen guten Fitnessraum, mehrere Automaten mit Getränken und Essen. Und generell ist eine Küche in Bangkok auch nicht notwendig, da Essen gehen oder bestellen extrem preiswert ist.

Welche finanziellen Vorkehrungen haben Sie getroffen? Wie hoch waren die Lebenserhaltungskosten im Schnitt? 

Ich hatte zunächst Einkommen von der Bildungskarenz und dem Erasmus+ Stipendium. Später wurde die Bildungskarenz von einem Studienabschlussstipendium abgelöst. Zusätzlich hatte ich noch ca 4000€ zusätzlich gespart. Das war ausreichend für 4 Monate Praktikum und 2 Monate reisen.

Die Lebenserhaltungskosten in Bangkok sind sehr individuell. Am absolut unteren Ende mit akzeptablen Standards würde ich 200€ für Wohnen, 150€ für Essen und vielleicht 50€ für sonstiges schätzen. Es ist allerdings ausgesprochen leicht in Bangkok mehr auszugeben, da die Preise für fast alles sehr viel breiter gestaltet sein können als ich das von Europa kenne. z.B. kann eine Mahlzeit ca. zwischen 1,5€ und 20€ kosten. Dasselbe gilt fürs Wohnen. Wobei der Unterschied nicht zwingend etwas über die Qualität aussagt. Ich denke ich war näher an 1000€ pro Monat, wollte mir aber auch selten eine Gelegenheit entgehen lassen etwas neues zu probieren.

Wie würden Sie das Land, die Kultur und die Freizeitaktivitäten beschreiben, die Sie während Ihres Auslandsaufenthaltes erlebt haben?

Das Land ist sehr heiß. Zwischen Februar und April ist die Luftqualität außerdem zum Teil extrem schlecht, weil die meisten Bauern ihre Felder anzünden, um wieder Platz für neues zu schaffen. Danach ist die Luft aber größtenteils in Ordnung. Insgesamt könnte der Kontrast zu Österreich in allen Aspekten kaum größer sein. Die Menschen wirken sehr entspannt und sind meiner Meinung nach unglaublich respektvoll, nett und tolerant und ich wünschte, wir könnten uns gesellschaftlich von vielen dieser Eigenschaften eine Scheibe abschneiden.

Das Essen war natürlich ein weiteres Highlight. Es ist meistens sehr intensiv scharf oder süß. Der chinesische Einfluss ist in Thailand enorm groß, wodurch es auch sehr viel chinesisches essen gibt und das ist oft leichter zu verdauen. Ansonsten habe ich es sehr genossen die Stadt und Umgebung zu erkunden und einheimische oder Reisende und Expats aus aller Welt kennenzulernen.

Wie würden Sie das Studium beschreiben?

Wie bereits angesprochen habe ich keine Kurse besucht und kann entsprechend darüber nichts berichten. Mein Eindruck vom Niveau der Ausbildung an der Uni ist aber sehr gut, da ich immer wieder von den Projekten der Studierenden mitbekommen habe und diese sehr anspruchsvoll gewirkt haben.
Negativ muss ich aber leider anmerken, dass meine Betreuerin – und entsprechend alle Kollegen und Kolleginnen – aus dem Bereich der Robotik kommt und sie mir daher zwar wissenschaftlich, aber fachlich leider nicht helfen konnte. Ich nehme an sie wurde ausgewählt, da sie mit einem Abschluss in den USA vermutlich eine der Personen mit den besten Englischkenntnissen war. Die Kommunikation war dennoch oft schwierig oder missverständlich.
Angenehm war allerdings die Möglichkeit, online Meetings mit ihr zu vereinbaren.

Haben Sie Tipps was noch zu beachten ist?

Mein bester Tipp wäre einfach machen.

Sonst wäre es vermutlich nicht schlecht, sich vorab ein bisschen über das Land und die Kultur zu informieren. Grundsätzlich kann und sollte man das sowieso vor allem vor Ort. Ich weiß nur, dass manche Europäer die Stadt stressig und zu heiß finden. Mir ging es überhaupt nicht so, da sowieso die meisten Gebäude gekühlt sind und ich die Menschen sehr entspannt empfunden habe. Und selbst der Verkehr war für mich nicht so schlimm wie er oft beschrieben wird. Ich fand es eigentlich ziemlich gemütlich und luxuriös, ständig mit grab Taxis oder Mototaxis herumzufahren. Die Öffis sind auch nicht übel, wo sie vorhanden sind.

Welche neuen Fähigkeiten und Qualitäten haben Sie erworben?

In sehr geringem Ausmaß habe ich thailändisch gelernt. Am meisten profitiert haben aber bestimmt mein Weltbild, meine interkulturellen Kommunikationsfähigkeiten und mein soziales Netzwerk. Bangkok ist eine extrem diverse Stadt und ich konnte dort Menschen aus unterschiedlichsten Kulturkreisen kennenlernen und ich finde, das hat mich extrem bereichert.

Wie haben sich Ihre Werte und Einstellungen durch Ihren Auslandsaufenthalt verändert?

Ich habe den Eindruck rücksichtsvoller und verständnisvoller geworden zu sein. Vor allem gegenüber anderer Kulturen, aber ich hoffe auch im allgemeinen.

Was war im Rückblick die größte Herausforderung bei der Vorbereitung auf oder während Ihres Auslandsaufenthaltes?

Vor dem Aufenthalt war die größte Herausforderung überhaupt mal eine geeignete Lösung zu finden mit der ich zufrieden bin.

Währenddessen war manchmal Einsamkeit ein Thema für mich. Vor allem anfangs, als ich noch hauptsächlich mit den Kollegen von der Uni Zeit verbracht habe und wir sprachlich dann doch recht schnell am Ende unserer Fähigkeiten zum Austausch waren.

Was war Ihre positivste Erfahrung während Ihres Auslandsaufenthaltes?

Generell die Möglichkeit zu haben mich in eine so andere kulturelle Welt integrieren zu müssen bzw zu dürfen. Ich hatte auch mehrere Möglichkeiten tauchen und schnorcheln zu gehen, was oft einfach unglaublich war.