Marvin
- MSc Erneuerbare Energien
- Ulaanbaatar, Mongolei
- Praktikum
- MUST
- Sommersemester 2024/2025

Wie haben Sie Ihre Praktikumsstelle gefunden? Wie haben Sie sich dafür beworben? Wie haben Sie sich auf Ihren Auslandsaufenthalt vorbereitet?
Ich wählte ein Masterarbeitsthema das sich mit Plattenbauten in der Mongolei beschäftigt. Die Masterarbeit erfolgt in Kooperation mit der GIZ (Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit) in Ulaanbaatar. Kurz darauf bekam ich dann das Angebot von einem Lektor für 4 Monate in die Mongolei zu gehen. Die Bewerbung erfolgte dann bei der GIZ selbst mit einem kurzen Online-Gespräch.
Welche praktischen Vorkehrungen haben Sie vor dem Austausch getroffen?
Die Unterkunft fand ich auf AirBnB, weil ich für eine doch recht lange Zeit bequem leben wollte, es hätte aber auch ein paar Angebote von der Universität in Ulaanbaatar gegeben. Die Universität war auch zuständig für das Visum, das sie bei der mongolischen Immigrationsbehörde anfragen musste. Das war leider ein sehr langer und oft unklarer Prozess, hat aber letzten Endes alles geklappt. Ich habe auch private Reise- und Unfallversicherungen abgeschlossen, was ich bei langen Reisen sowieso immer empfehlen würde. Ansonsten hab ich nur viel eingekauft, vor allem Winterkleidung – die war aber kaum nötig, weil es in Ulaanbaatar ab März/April schon wieder erträgliche Temperaturen herrschen.
Wie wurden Sie von der Firma begrüßt, eingeschult und willkommen geheißen?
Ich wurde vom Flughafen von Mitarbeitern der Universität dort abgeholt, die im Laufe des Aufenthalts auch meine Buddys/Freunde wurden. Bei Fragen konnte ich mich immer an sie wenden, aber auch an den Leiter des Green Building Department selbst oder an die Leute von der GIZ, die auch gut Deutsch sprechen. Sie alle sind sehr hilfsbereit.
Über die Zimmer-/Wohnungssuche und Unterkunft
AirBnB hat gut funktioniert, vor allem auch wegen der Sprache. Ich hab ca. 680€ pro Monat gezahlt, dafür war die Lage super und die Ausstattung angenehm. Ich persönlich würde bei der Unterkunft immer lieber etwas mehr zahlen, weil man sich sonst während dem ganzen Aufenthalt nur ärgert. Ich hatte eine Küche, Badewanne, Balkon, Staubsauger etc. und alles relativ modern. Es war auch in einem Neubau, was dort sehr viel wert ist weil die Altbauten oft in einem sehr schlechten Zustand sind.
Welche finanziellen Vorkehrungen haben Sie getroffen? Wie hoch waren die Lebenserhaltungskosten im Schnitt?
Keine Ahnung, ich finde die Preise sind etwas günstiger als in Österreich aber auch nicht spottbillig. Taxis sind sehr günstig, aber wegen den total verstopften Straßen oft nicht wirklich brauchbar. Die Förderung von Erasmus konnte jedenfalls nicht alle Ausgaben abdecken, aber ich würde sagen so ca. 70%. Und so günstig kommt man ansonsten nirgendwo hin, allein schon deswegen würde ich es jederzeit wieder machen.
Wie würden Sie das Land, die Kultur und die Freizeitaktivitäten beschreiben, die Sie während Ihres Auslandsaufenthaltes erlebt haben?
Die Menschen sind sehr gastfreundlich und hilfsbereit, ich fühlte mich sofort total wohl. Sie unterhalten sich gern oder stellen Fragen, selbst wenn sie selbst kein Wort Englisch sprechen. Mit Händen und Füßen gehts aber. Ich war die meiste Zeit in Ulaanbaatar, was eine interessante Stadt ist, aber trotzdem ganz anders als der Rest der Mongolei. Das Land besteht aus endlosen Weiten aus Steppen und Wäldern, im Süden auch die Wüste Gobi. Es ist eine beeindruckende und sehr einsame Landschaft, etwas das man in Europa so wohl nicht findet. Die Kultur der Mongolen ist hochinteressant, Sie legen viel Wert auf Tradition und Naturverbundenheit, und ihre Kunst, Musik, Freizeitbeschäftigungen usw. sind einzigartig und gefallen mir sehr gut.
Wie würden Sie das Praktikum beschreiben?
Das Praktikum bestand für mich zum absoluten Großteil daraus, an meiner Masterarbeit zu schreiben. Es gab einige kleinere Aufgaben von der Universität selbst, aber die meiste Zeit konnte ich machen was ich wollte. Das war mir auch wichtig, weil ich in der Mongolei selbst viel erleben und natürlich auch das Land bereisen wollte. Die Betreuung war einwandfrei und total unkompliziert, ich konnte nach Belieben zur GIZ ins Büro kommen und Fragen stellen, oder dort einfach an der Arbeit weiterschreiben. Ich durfte auch eine Vorlesung über Green Building in Österreich halten.
Welche neuen Fähigkeiten und Qualitäten haben Sie erworben?
Durch das Praktikum erlangte ich ein besseres Verständnis von den Plattenbauten in der Mongolei und die Herausforderungen der Stadt Ulaanbaatar, was mir bei der Masterarbeit sehr hilft. Wir besuchten einige Plattenbauten, führten Messungen durch, und sprachen mit den Anwohnern. Die mongolische Sprache selbst klingt total cool, aber ich habe mir den Versuch sie zu lernen nicht angetan. Ansonsten verbesserte ich meine Skills in Tools wie TrnSys und Google Sketchup, weil ich die eben für meine Masterarbeit benötige.
Wie haben sich Ihre Werte und Einstellungen durch Ihren Auslandsaufenthalt verändert?
Ich bin in den 4 Monaten persönlich weiterentwickelt und bin um einiges selbstbewusster geworden, was ein tolles Gefühl ist. Ich bin sehr dankbar dass ich diese Reise unternehmen konnte und habe dort auch gemerkt, wie schön es in Österreich eigentlich ist. Dinge wie eine gute Infrastruktur und hervorragende Lebensqualität sind nämlich nicht selbstverständlich, und ich werde daran zurückdenken wenn ich mich hier mal wieder über eine U-Bahn-Verspätung aufrege.
Was war im Rückblick die größte Herausforderung bei der Vorbereitung auf oder während Ihres Auslandsaufenthaltes?
Der Visum-Prozess war leider sehr langwierig und undurchsichtig. Es war nicht ganz klar, welche Dokumente ich wo vorlegen musste, ob und welche Gesundheitschecks ich brauche und so weiter.
Ich hab mein Visum erst bekommen, als ich bereits in Wien am Flughafen auf meinen Abflug wartete. Als ich aber das bürokratische Vorgehen in der Mongolei kennenlernte wurde mir klar, dass solche Dinge dort eben länger dauern. Und weil dort vieles nicht so ernst genommen wird, bin ich mir sicher dass wir auch im Worst Case eine Lösung gefunden hätten.
Was war Ihre positivste Erfahrung während Ihres Auslandsaufenthaltes?
Die wunderschöne Landschaft, und die Gastfreundschaft der Mongolen. Ich wurde sofort auf Familienfeiern eingeladen, und hatte immer jemanden der gerne mit mir etwas unternahm. Selbst bei unserem Trip in den Norden musste ich mich um nichts kümmern, bekam ein Hotelzimmer bezahlt, und wurde immer und immer wieder zum Essen eingeladen. Mir gefiel auch die generelle Lebenseinstellung der Mongolen sehr; sie essen und trinken gerne, singen viel, und gehen ganz entspannt durchs Leben. Und trotzdem merkt man immer ihre Verbindung zur den Wurzeln, den Traditionen und der Natur.