Leon
- MSc Innovations- und Technologiemanagement
- Reykjavík, Island
- Auslandssemester
- Reykjavík University
- Sommersemester 2024/2025

Wie haben Sie sich auf Ihren Auslandsaufenthalt vorbereitet? Welche praktischen Vorkehrungen haben Sie vor dem Austausch getroffen?
Wie haben Sie sich vorbereitet?
Ehrlich gesagt habe ich mich kaum auf Island vorbereitet – nur die Unterkunft organisiert und passende Kleidung besorgt. Auf Kultur, Natur und Leben vor Ort habe ich bewusst verzichtet, um ohne Erwartungen zu starten.
Empfehlung an zukünftige Studierende:
Bereitet euch nur minimal vor. Wer mit Erwartungen ins Auslandssemester geht, wird oft enttäuscht, da man das Land online nie wirklich erfassen kann. Es kommt sowieso alles anders als gedacht.
Wo und wie haben Sie erste Informationen erhalten? Wie hat sich die Planung gestaltet?
Alles Nötige habe ich selbst auf der Homepage gefunden. Die Planung war eigentlich simpel: Studentenwohnheim anfragen, Reykjavik University Mobility durchgehen (gleiches für die FHTW) und die Reise nach Island buchen.
Wie wurden Sie von der Gastinstitution begrüßt?
Es gab zwei Welcome Days: Am ersten wurde die Uni vorgestellt und das Gebäude erkundet, am zweiten gab’s Kulturveranstaltungen, Kennenlernspiele, einen Stadtexkurs und eine kurze Einführung in Sprache und Kultur. Alle Fragen wurden beantwortet, und falls nicht, half die Koordinatorin oder studentische Ansprechpartner – per Mail oder persönlich.
Wie war das Studium an der Gasthochschule?
Das Studium war sehr angenehm: kleine Klassen, lockere Du-Atmosphäre, kaum Examen – stattdessen zählten Mitarbeit und Verständnis mehr als Auswendiglernen. Die Notenvergabe war hart, aber fair. Kurse wurden über eine extra Website/App organisiert, wo man auch während des Semesters alles fand. Die Infrastruktur war top: viele Sitz- und Lernmöglichkeiten, genug Steckdosen, gratis Kaffee und manchmal Snacks. Das werde ich echt vermissen – in der Bibliothek war ich nie.
Wie würden Sie das Land, die Kultur und die Freizeitaktivitäten beschreiben, die Sie während Ihres Auslandsaufenthaltes erlebt haben?
Das Land ist atemberaubend, die Natur ist keine, wie man sie kennt. Etwas karg am Anfang (Januar), da alles gefroren war oder mit Schnee bedeckt, aber gegen Ende fing alles an zu blühen und grün zu werden. Die Ringroad rund um Island MUSS man gesehen haben – hierbei ist jede Ecke in Island anders. Die Kultur selbst ist sehr dem Wetter und den Lichtbedingungen angepasst, es wird viel Fisch gegessen und die Menschen sind gerne für sich. Jedoch habe ich viele sehr nette Menschen kennengelernt, wie Odin mit seinen Pets (35 isländische Schafe, die auf 2500 Hektar Land leben) oder August, ein Schaf/Pferdebauer, der uns Fleisch für Bier gab. Man muss die Menschen aktiv ansprechen, um in ein Gespräch verwickelt zu werden, ansonsten ist die Kultur perfekt – man wird akzeptiert, wie man ist. Die Freizeitaktivitäten sind meist indoor, die Poolkultur fantastisch: In Reykjavik gibt es 18 öffentliche Pools, wo man alle trifft vom Bauern bis zum Bürgermeister oder sogar den Präsidenten, den man duzt.
Über die Zimmer-/Wohnungssuche und Unterkunft
Die Unterkunftssuche war sehr einfach: Auf der Homepage der Universität findet man einen Link und kann sich direkt für ein Zimmer bewerben. Diese Zimmer sind sehr beliebt, da sie die günstigste Wohnform sind – man muss sich also früh genug bewerben. Andere haben sich einfach eine WG in der Innenstadt gesucht; Facebook ist dort der größte Marktplatz dafür.
Welche finanziellen Vorkehrungen haben Sie getroffen? Wie hoch waren die Lebenserhaltungskosten im Schnitt?
Die Lebenshaltungskosten ohne Zuschüsse habe ich auf etwa 2000 Euro pro Monat geschätzt. Davon waren 1000 Euro für die Miete eingeplant, der Rest reichte für Freizeitaktivitäten und Essen. Island ist teuer – im Schnitt etwa 50 % teurer als zu Hause. Die Miete für ein 25 m²-Zimmer war also relativ hoch für eher wenig Platz.
Haben Sie Tipps was noch zu beachten ist?
Plane genug Zeit für Reisen und Kultur ein – du bist nicht nur zum Studieren im Ausland, sondern um Land und Leute kennenzulernen. Uni ist wichtig, aber das Leben wichtiger 😉. Für Island: Mach dich mit der Uni-Website und Canva vertraut. Der Kurskalender wird oft erst nach Kursstart ergänzt. Keine Sorge wegen Englisch – alle sind hilfsbereit. Kümmere dich früh um ein Zimmer, am besten in Nauthólsveg 83–85, nur 500 m von der Uni entfernt und bekannt für die besten Commonroom-Partys. Downtown ist 20min zu fuß entfernt. Bereite dich auf viel laufen vor die Öffis sind schrecklich oder Hopp.
Welche neuen Fähigkeiten und Qualitäten haben Sie erworben?
Meine Englischkenntnisse, insbesondere im freien Sprechen, haben sich maßgeblich verbessert, und auch meine Grammatik ist sicherer geworden. Die sozialen Fähigkeiten wurden ebenfalls stark gefördert, da man sich mit sehr vielen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen austauschen musste. Das war anfangs eine Herausforderung, wurde aber gegen Ende zu einer echten Bereicherung, weil man so viel Neues von anderen lernen konnte. Fachlich hat mich die Universität sehr gut auf unternehmerisches Denken und die Gründung von Start-ups vorbereitet und mir geholfen, mein Grundlagenwissen zu festigen und meine Basis stabiler zu machen.
Wie haben sich Ihre Werte und Einstellungen während Ihres Auslandsaufenthaltes verändert?
Anfangs wollte ich mit jedem gut auskommen jedoch passt nicht jeder zu dir und du nicht zu ihm/ihr. Kulturen sind anders und jeder ist mit anderen werten aufgewachsen, wenn man die Personen nimmt wie sie sind kommt man mit jedem aus aber man hat nicht mit jedem eine Freundschaft, dies ist auch gut so da zu viel zu viel ist. Somit hat sich meine Einstellung etwas geändert in Richtung einfach akzeptieren wie der andere ist und keine Erwartungen haben.
Was war Ihre positivste Erfahrung während Ihres Auslandsaufenthaltes?
Meine positivste Erfahrung war wahrscheinlich der Roadtrip rund um Island, entlang der Ringstraße. Dabei sind zwei Spanier, eine Finnin, zwei Deutsche, ein Italiener und ein Schweizer mit zwei Autos in neun Tagen einmal um Island gefahren. Wir hatten genug Zeit, um uns jeden Tag alles anzuschauen, was wir in dem jeweiligen Teil Islands sehen wollten. Die Diversität in der Gruppe war fantastisch, und ich werde die Leute sehr vermissen.
Die negativste Erfahrung in Island hatte ich am letzten Tag bzw. in der letzten Nacht, als wir das letzte Mal alle zusammen downtown feiern waren – und ich dann am frühen Morgen (etwas tipsy) allen Tschüss sagen musste.


