Daten, Normen, Nachhaltigkeit: Der digitale Produktpass in Praxis und Forschung

30. April 2025
Beim Start me up Monday an der FH Technikum Wien wurden Herausforderungen und Chancen des digitalen Produktpasses intensiv beleuchtet.
Am 28. April 2025 fand an der FH Technikum Wien ein zukunftsweisender Start me up Monday statt – diesmal unter dem Titel „Digitaler Produktpass – Industrielle Produktlebenszyklus-Technologien für die Kreislaufwirtschaft“. Das Event bot Input zu digitalen Innovationen, die nachhaltige Ressourcennutzung in Industrie und Wirtschaft ermöglichen.
Die Veranstaltung wurde durch Erich Markl, Fakultätsleiter Industrial Engineering, gemeinsam mit Rafael Rasinger, Leiter Innovation, Scaleups & Networks, eröffnet. Beide betonten die Relevanz digitaler Lösungen für den Wandel hin zu einer ressourcenschonenden, zirkulären Wirtschaft. Dabei wurde auch auf die Rolle der FH als Plattform für Unternehmenskooperationen, Start-up-Förderung und die Entwicklung innovativer Lösungen verwiesen.
Einführung in das Thema
Einführend gaben Horst Orsolits, Kompetenzfeldleiter Industrial Product Life Cycle Technologies, und die Forscher Robert Fellner sowie Nikolaus Angel (beide Lecturer/Researcher an der FH Technikum Wien) einen Überblick über die Rolle digitaler Technologien wie Künstlicher Intelligenz, Blockchain und Big Data im Produktlebenszyklus. Diese Technologien sind entscheidend, um die Transparenz, Rückverfolgbarkeit und Effizienz in der Kreislaufwirtschaft zu verbessern.
Besonders hervorgehoben wurde dabei, wie digitale Produktpässe über alle Lebensphasen hinweg Informationen bündeln und dadurch eine nachhaltigere und datenbasierte Kreislaufwirtschaft ermöglichen. Diese Informationen reichen von Rohstoffdaten über Produktionsprozesse bis hin zur Wiederverwertung – und sind für unterschiedliche Stakeholder wie Hersteller, Behörden und Endkund*innen relevant.
Vorträge aus Wissenschaft und Industrie
Die anschließenden Fachvorträge boten ein breites Spektrum an Perspektiven:
- Michael Fälbl von der Plattform Industrie 4.0 gab Einblicke in die Herausforderungen und Potenziale aus industrieller Sicht beim Einsatz des digitalen Produktpasses.
- Thomas Trautner von der TU Wien beleuchtete wissenschaftliche Perspektiven zur Digitalisierung der Kreislaufwirtschaft.
- Ruth Markut-Kohl (ENGEL/R-cycle) präsentierte Herausforderungen aus industrieller Sicht in Bezug auf Kreislaufwirtschaft und digitalen Produktpass.
- Anna-Vera Deinhammer (KRAISBAU) sprach über konkrete Anwendungsfälle zirkulären Bauens im Kontext des digitalen Produktpasses.
- Josef-Peter Schöggl von der Modul Universität Wien stellte den Zusammenhang zwischen Energiemanagement, KI und Produktpass dar.
- Benjamin Mörzinger vom Start-up Nista.io sprach über den digitalen Materialpass als zentrales Element datengetriebener Nachhaltigkeit.
- Hannes Stiebitzhofer von S1seven erläuterte die Herausforderungen und Fortschritte bei der Standardisierung und Normierung des digitalen Produktpasses.
- Otto Handle, Convenor der JTC 24 WG 4, ging auf internationale Normungsprozesse ein und stellte deren Bedeutung für die Skalierbarkeit und Interoperabilität solcher Lösungen heraus.
Ein zentrales Thema des Abends war die Notwendigkeit interoperabler Datenräume und standardisierter digitaler Zwillinge – sogenannte Verwaltungsschalen –, die es ermöglichen, Produktspezifika wie CO₂-Fußabdruck, Energieverbrauch oder Materialzusammensetzung entlang des gesamten Lebenszyklus digital zu dokumentieren. Als Beispiel wurde u.a. eine Ski-Wartungsmaschine der Wintersteiger vorgestellt, die dank digitalem Produktpass Reparaturen optimiert und dabei Qualität und Ressourceneffizienz sicherstellt.
Auch die Bedeutung von Bildung und Forschung wurde betont: Bereits zwei Masterarbeiten zum Thema wurden an der FH Technikum Wien initiiert. Das Thema soll künftig noch stärker in die Lehre integriert und gemeinsam mit der Industrie weiterentwickelt werden.
Netzwerken bei Imbiss und Buchstand
Im Anschluss an die Vorträge fand ein gemütlicher Ausklang bei einem Imbiss statt. Bei einem Buchstand konnte das Buch „Wie wir die Welt retten, ohne uns dauernd Sorgen zu machen“ entdeckt und diskutiert werden – ein perfekter inhaltlicher Ausklang für einen Abend im Zeichen nachhaltiger Zukunftslösungen.