„Die Energiewende ist eine Tatsache, Fachleute werden dringend gesucht“

05. Mai 2025
Studiengangsleiter David Fellner im Interview über Zukunftsperspektiven in den Bachelor- und Master-Studiengängen aus dem Bereich Erneuerbare Energien.
Blickt man auf die Politik, bekommt man den Eindruck, Erneuerbare Energien waren schon einmal mehr in Mode als jetzt.
David Fellner: Das Energiesystem verändert sich grundlegend – von zentralen Großkraftwerken hin zu vielen dezentralen Einspeisepunkten. Das ist eine Jahr für Jahr voranschreitende Entwicklung. Die Energiewende ist eine Tatsache und jede*r in der Branche wird bestätigen: Für diese Transformation braucht es Fachleute, die nicht nur einzelne Technologien verstehen, sondern in der Lage sind, Systeme zu planen, zu bewerten und praktisch umzusetzen. Wer jetzt einsteigt, hat die Chance, diesen Wandel aktiv mitzugestalten. Dass dieser Wandel stattfindet und weitergeht, kann niemand auf seriöser Grundlage bestreiten.
Der direkte Einstieg verläuft über das Bachelor-Studium Erneuerbare Energien. Was wird hier vermittelt?
Der Bachelor legt eine breite technische Basis: Studierende lernen die Funktionsweise einzelner Technologien wie Photovoltaik, Wind- und Wasserkraft kennen, setzen sich aber auch mit Wärmenetzen und elektrischen Stromsystemen auseinander. Neben den technischen Grundlagen in Mathematik, Elektrotechnik und Maschinenbau arbeiten sie an Projekten zur praktischen Umsetzung – oft mit Partnerunternehmen.
Wie unterscheidet sich der Master vom Bachelor?
Unser englischsprachiges Master-Studium Renewable Energy Engineering findet in Abendform statt, eignet sich also gut für ein berufsbegleitendes Studium. Inhaltlichrückt im Master die Systemebene stärker in den Fokus: Studierende analysieren etwa die Wirtschaftlichkeit von Energiespeichern, beschäftigen sich mit Energiemärkten, Netzplanung oder Life Cycle Assessments – also der Umweltbewertung von Technologien über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg. Die Perspektive wird ganzheitlicher, die Projekte komplexer und oft auch interdisziplinär angelegt.

Studiengangsleiter Renewable Energy Engineering
Senior Lecturer/Researcher
Können Sie konkrete Beispiele nennen, woran Studierende arbeiten?
Ein Student analysiert etwa, wie sich Großbatteriespeicher wirtschaftlich in das bestehende Strommarktsystem integrieren lassen – mit konkretem Bezug zu einem Industriepartner. Eine andere Masterarbeit untersucht, wie eine Busflotte in einer österreichischen Stadt auf E-Mobilität umgestellt werden kann, inklusive Netzbelastung und Simulationsszenarien für Oberleitungs- und Batteriebusse. Solche Projekte zeigen, dass technisches Wissen direkt auf reale Fragestellungen angewendet wird.
Wie fließen aktuelle Technologien wie künstliche Intelligenz ins Studium ein?
AI-Anwendungen sind besonders im Master ein Thema – etwa bei der Netzdiagnose: Mit wenigen vorhandenen Sensordaten werden Modelle trainiert, um automatisch zu erkennen, ob dezentrale Erzeugungsanlagen – wie private Solaranlagen – korrekt funktionieren. Auch Prognosen zur Energieerzeugung basierend auf historischen Daten werden entwickelt, um Speicher- und Netzplanung zu verbessern.