Plastikpfand: “Schritt in die richtige Richtung”

20. Dezember 2024

Ab Jänner 2025 sorgt Einwegpfand auf Plastikflaschen und Getränkedosen in Österreich für mehr Recycling und weniger Müll. FHTW-Expertinnen Martina Ortbauer und Elisabeth Simböck sprechen über Chancen und Herausforderungen.

Mit 1. Jänner 2025 startet in Österreich das neue Einwegpfandsystem: 25 Cent Pfand pro Plastikflasche und Getränkedose sollen die Sammelquote steigern und die Kreislaufwirtschaft stärken. Martina Ortbauer (Leiterin Master-Studiengang Ökotoxikologie und Umweltmanagement) und Elisabeth Simböck (Leiterin des Stadt Wien Kompetenzteam für Lehre Mikroplastik und Nanopartikel als Umweltrisiken), begrüßen diesen Schritt und beleuchten Chancen und Herausforderungen dieses Systems.

Martina-Ortbauer-FHTW
FH-Prof. Mag. Dr. Martina Ortbauer

Studiengangsleiterin Master Umweltmanagement & Ökotoxikologie

+43 1 333 40 77-4124martina.ortbauer@technikum-wien.at
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Elisabeth-Simböck-FHTW
FH-Prof. Dr. Elisabeth Simböck

Senior Lecturer/Researcher
Leiterin des Stadt Wien Kompetenzteam für Lehre Mikroplastik und Nanopartikel als Umweltrisiken

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„Schritt in die richtige Richtung“

Das neue Pfandsystem, das ab 2025 in Österreich gilt, bringt eine wichtige Neuerung: Für alle geschlossenen Kunststoff- und Metallverpackungen von 0,1 bis 3 Litern wird ein Pfand von 25 Cent erhoben. Beim ordnungsgemäßen Zurückgeben erhält man das Geld zurück. „Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, um hochwertige Recyclingquoten zu steigern und einen geschlossenen Wertstoffkreislauf zu fördern,“ erklärt Martina Ortbauer. Sie ergänzt, dass dies auch dazu beitrage, die Umweltverschmutzung durch Mikroplastik zu verringern. Besonders wichtig ist das Pfandsystem für die Kreislaufwirtschaft. „Es zeigt, dass Plastik ein wertvoller Rohstoff ist, der wiederverwendet werden kann,“ sagt Elisabeth Simböck, Lecturer / Researcher im Kompetenzfeld Chemical Engineering and Ecotoxicology an der FH Technikum Wien. Durch die sortenreine Rückgabe wird nicht nur die Recyclingquote erhöht, sondern auch der Verbrauch von fossilen Erdöl-Ressourcen für die Plastikproduktion reduziert.

„In die gelbe Tonne wird alles Mögliche hineingeworfen, das führt zu logistischen und finanziellen Herausforderungen“

Laut Simböck wird Konsument*innen durch das neue Pfandsystem bewusster, „dass Plastik ein wichtiger Werkstoff ist und recycelt werden kann, bzw. ist das Pfand ein Anreiz dies auch korrekt zu tun“. Durch die gelbe Tonne wurde Plastik-Recycling bisher durchaus schon gut umgesetzt, so Simböck, „allerdings wird dort alles Mögliche hineingeworfen, was zu weiteren logistischen und finanziellen Herausforderungen führt. “Das Ziel der Maßnahme ist klar: Bis 2027 soll eine Sammelquote von 90 Prozent erreicht werden. „Wir Österreicher*innen sind zwar nicht die Fleißigsten im Zurückbringen, aber das Pfand ist ein starker Anreiz. Zudem verbessert der gelbe Sack die Situation wahrscheinlich“, so Ortbauer. Beim neuen Plastikpfand stellen sich auch einige neue Herausforderungen: Flaschen und Dosen müssen unzerdrückt zurückgegeben werden, was vor allem für Menschen ohne Auto mühsam sein kann. Dies führe möglicherweise zu einer Verbrauchsminderung, hofft Ortbauer: „Vielleicht hält das manche davon ab, so viele Plastikflaschen und Dosen zu kaufen.“

Pfandsystem löst nicht die Überproduktion von Plastik

Simböck betont, dass das Pfandsystem nicht die Überproduktion von Plastik löst, aber ein wichtiger Anfang ist: „Es bekämpft zwar nur ein Symptom, ermöglicht aber gezieltes Recycling und mindert den Bedarf an neuen Plastikressourcen.“ Sie sieht auch Potenzial, das System auf andere Produktkategorien wie Textilien oder Elektronik auszuweiten: „Dies würde das Bewusstsein für den Wert von Ressourcen schärfen und uns von einer Wegwerf-Gesellschaft wegführen. “Das neue Einwegpfandsystem in Österreich löst bestimmt nicht alle Probleme, dennoch setzen Maßnahmen wie diese ein starkes Zeichen für einen nachhaltigeren Umgang mit Ressourcen. Ortbauer und Simböck sehen die Einführung des Plastikpfands als einen notwendigen Impuls, der die Konsument*innen sensibilisiert und das Bewusstsein für Recycling stärkt.

Weiterführende Links:

Fakultät Life Science Engineering

Master-Studiengang Ökotoxikologie und Umweltmanagement

Stadt Wien Kompetenzteam für Lehre Mikroplastik und Nanopartikel als Umweltrisiken

Kompetenzfeld Chemical Engineering and Ecotoxicology